Kriya Yoga

Was ist Kriya Yoga?

Yoga wird in vielerlei Formen gelehrt. Eine davon beschäftigt sich aus psychologischer Sicht mit dem Bereich der Gedanken und zielt auf Konzentration und Zurückziehen des Geistes von den Sinneseindrücken aus der Außenwelt. Diese Yoga Form ist durch Patanjali in der ganzen Welt bekannt, und die meisten Menschen wissen irgendetwas darüber.

Man schaut dabei auf ein Objekt, schließt die Augen, zieht den Geist nach innen, vergisst alles und gleitet in die Meditation und hinüber in Samadhi. Diese Art der Meditationstechnik ist sehr beliebt, aber ich bezweifle, ob sie für einen Yogi wirklich erfolgreich ist.

Würde man die Gehirnwellen bei jemandem, der in dieser Weise meditiert, untersuchen, würde sich kein bemerkenswerter Unterschied zum normalen Bewusstsein zeigen. Es würde sich herausstellen, dass er im Schlummerzustand gelandet ist und nicht in der Meditation, auch wenn die Sinne nicht mehr mit äußeren Dingen beschäftigt sind.

Konzentration der Gedanken oder eine Meditation, um die man sich mit Gewalt bemühen muss, kann niemals zu wirklicher Meditation führen, sondern wird große Anspannung oder tiefen Schlaf hervorrufen. Mit dieser Schwierigkeit wird man immer konfrontiert, wenn man versucht, eine lange Zeit zu meditieren. Nun gibt es aber eine Yoga Form, in der die Konzentration der Gedanken und das Zurückziehen der Wahrnehmung aus der Außenwelt nicht vorausgesetzt werden, und das ist Kriya Yoga.

Kriya Yoga ist eine der leichtesten und gleichzeitig wirkungsvollsten Yoga Arten, die uns bekannt sind. Die Kriya Praxis verlangt keine unbewegliche Sitzhaltung und auch keine Konzentration der Gedanken. Auch wenn jemand nicht in der Lage ist, sich auf einen Punkt zu konzentrieren und die Gedanken ständig herumspringen, kann man trotzdem Kriya Yoga lernen. Wir lassen einfach alles geschehen.

Ja, es ist sogar so, dass man versucht, das Bewusstsein in Bewegung zu halten, anstatt die Gedanken zu konzentrieren. Man kon­zentriert sich nicht, sondern bewegt die Wahrnehmung von einem Punkt zum anderen in einer ganz bestimmten Reihen­folge, die genau zu beachten ist.

Das Wort Kriya bedeutet mentale Aktivität des Bewusst­seins. Im Gegensatz zu anderen Yoga Arten versucht man nicht, die Gedanken zu beruhigen, sondern man bringt Be­wegung hinein. Auf diese Weise werden Teile des Gehirns und das Nervensystem so aktiviert, dass die mentalen Ener­gien ansteigen.

Die Kriya Übungsreihe sind in Sanskrit Texten alter tantrischer Schriften beschrieben. Einige davon sind von Sir John Woodroffe (Arthur Avalon, Anm. d. Übers.) übersetzt worden und in Französisch, Deutsch und Englisch erhältlich. Es gibt in der Tradition insgesamt 76 Kriya Übungen, von denen 27 bekannter sind. Wir können mit fünf oder sieben Kriyas beginnen, doch wer Kriya wirklich ernsthaft lernen möchten, sollte eine gute Vorbereitung durch Hatha Yoga haben. Erst dann sollte man sich einen Lehrer für eine Ausbildung suchen und mit Kriya Yoga als Sadhana beginnen.

Zu den Vorbereitungen für Kriya Yoga gehört ganz wesentlich die Kontrolle über das Atembewusstsein (Pranayama), die Wahr­nehmung des psychischen Weges und einige einfache Kri­yas. Auch das erlernen von einigen Mudras und Band­has sowie der Umgang mit einem Mantra ist Voraussetzung.

Vorbereitung für Kriya Yoga

Wahrnehmen des Atems

Zuerst möchte ich mit wenigen Worten das bewusste Atmen erklären. Die Augen können offen oder geschlossen sein, die Gedanken können herumwandern oder konzentriert sein, man kann stehen oder sitzen, auch im Lotossitz – so, wie man sich am wohlsten fühlt – und nun wird man sich der Tatsache bewusst: Ich atme ein, ich atme aus. Drei Minuten wird fortlaufend der Atem wahrgenommen, dann folgt eine Pause. Es ist nicht nötig, zur Meditation in die Stille zu gehen. Selbst hier während des Vortrags lässt sich trotz Zuhörens drei Minuten lang ohne Unterbrechung der Atem wahrnehmen.

Indem man den Atem wahrnimmt, begegnet man seinem Geist. Durch die Atemwahrnehmung sieht man sein eigenes Bewusstsein und die eigene Wahrnehmung. Ob man sich dabei konzentriert oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle. Man muss sich jedoch an den Augenblick erinnern, wenn man sein Bewusstsein, seine Wahrnehmung wahrnimmt. Das muss man sich wieder und wieder ins Gedächtnis rufen.

Kreisen des Bewusstseins

Als nächste Vorbereitung entdeckt man den Geheimgang, die Passage, durch die der Atem oder das transzendente Bewusstsein auf- und abfließen kann. Dieser Gang befindet sich in der Wirbelsäule von der Basis bis zur Spitze, zu der Stelle, wo die Epiphyse liegt. Auf diesem inneren Weg wird der Atem mit offenen Augen und mit voller Wahrnehmung bewegt. Entscheidend ist die Wahrnehmung der "Bewegung". Das Wahrnehmen der Auf- und Abwärtsbewegung ist Kriya Yoga und führt zur Erweckung der Kundalini.

Wir kreisen nun in Gedanken und mit dem Bewusstsein von der Basis zur Spitze und von der Spitze zur Basis der Wirbelsäule, und damit erwecken wir hier eine Lebenskraft und einen magnetischen Strom. Wir beleben dadurch das sympathische und das parasympathische Nervensystem, unter dessen Kontrolle das gesamte nervliche Gleichgewicht steht.

Fünfzig Mal bewegen wir unsere Wahrnehmung durch die Wirbelsäule, und das ist eine der Kriya Übungen. Es ist eine ausgezeichnete Übung für Menschen, die einen Nervenzusammenbruch erlitten haben oder unter nervlicher Belastung, Neurosen, übermäßigen Ängsten und nervösen Schwankungen leiden.

Am unteren Ende der Wirbelsäule befindet sich ein bedeutungsvolles Zentrum, eine kleine Drüse, die in Yoga als Muladhara Chakra be­kannt ist. Sie liegt im Perineum (Damm), zwischen dem Urin- und Ausscheidungsbereich. Die Haut in diesem Bereich, der bei Frauen bis in die Öff­nung zur Vagina reicht und beim Mann bis zur Basis der Ho­den, ist besonders reich an Nervenendungen.

Das parasympathische Nervensystem bringt das Gehirn mit dem übrigen Körper durch zwei Leitstellen in Verbindung. Von der einen, dem Muladhara Chakra, gelangen Impulse durch das parasympathische Nervensystem auf direktem Weg ins Gehirn. An der Spitze der Wirbelsäule ist das andere essenzielle Leitzentrum, die Epiphyse, und dies ist in Yoga das Ajna Chakra. Beide, Ajna Chakra und Muladhara Chakra tragen Impulse zum Gehirn, und sie bewegen sich dabei durch das parasympathische Nervensystem, von wo aus die endokrinen Drüsen kontrolliert werden.

Außer diesen beiden lebenswichtigen Zentren an der Basis und an der Spitze liegen noch weitere Leitstellen in der Wirbelsäule: Swadhisthana in der Kreuz- bzw. Steißbeingegend, Manipura im Bereich des Solar Plexus, Anahata in der Herzgegend und Vishuddhi im Halsbereich. Diese vier ebenfalls lebenswichtigen Zentren stellen durch das sympathische Nervensystem eine Verbindung zwischen dem Gehirn und dem Körper her.

Alle unsere Körperempfindungen werden durch diese vier Zentren zum Gehirn befördert, zum einen auf dem Wege des sympathischen Ner­vensystems und zum anderen durch das parasympathische Nervensystem von Muladhara Chakra zu Ajna Chakra. Durch diese Zentren fließt Shakti, die Lebensenergie. Wir stimulieren unsere Shakti, indem wir durch den inneren Gang in der Wirbelsäule ein- und ausatmen. Der Name dieser Übung ist Ajapa Japa. Es ist eine wichtige Vorbereitung für Kriya Yoga.

Mudras und Bandhas

Als nächste Vorbereitung üben wir folgende Mudras und Bandhas, die man wirklich einwandfrei beherrschen muss: Jalandhara Bandha, den Kinnverschluss, Uddiyana Bandha, das Zurückziehen des Sakral Plexus, und Muladhara Bandha oder auch Mula Bandha, die Kontrolle über das Muladhara Chakra. Erst, wenn diese Vorbereitungen abgeschlossen sind, kann mit Kriya Yoga begonnen werden. Man sucht sich einen Lehrer, der in die Kriya Lehre einführen kann und von den sechsundsiebzig oder siebenundzwanzig Kriyas die lehrt, die für einen richtig sind.

Ich habe viel Forschung betrieben, um herauszufinden, welchen Einfluss Yoga auf den menschlichen Körper und sein Gehirn hat, und die Ergebnisse waren sehr ermutigend. Ich habe Menschen mit Selbstmordgedanken oder mit schweren Neurosen einige Kriya Übungen gelehrt, manchmal nur ein oder zwei, durch die sie wieder Freude am Leben gewinnen konnten.

Die Kriya Yoga Technik

Ich will hier nicht weiter in die Einzelheiten von Kriya Yoga eindringen, möchte aber eine einzige sehr einfache Übung jetzt beschreiben. Man setzt sich in ein Asana, am besten ist der Lotossitz oder Siddhasana. Beide Hände liegen auf den Knien, und man konzentriert sich auf das Perineum, den Bereich zwischen dem Ausscheidungs- und dem Harnsystem.

Ganz langsam wird nun dieser Bereich des Körpers nach oben und innen gezogen, und ganz langsam wird er wieder entspannt. Das macht man fünfzigmal und beobachtet, wie sich die Depression oder die Niedergeschlagenheit verändert. Ich könnte mir vorstellen, dass Depression durch diese Übung ganz geheilt werden kann.

Mula Bandha ist nicht schwierig und ist eigentlich nicht Kriya Yoga. Diese Übung aber ist so bedeutungsvoll, weil durch sie die Lebenskraft, Prana Shakti, erweckt wird, die am unteren Ende der Wirbelsäule ruht. Diese Lebenskraft ist als Kundalini, als Schlangenkraft bekannt.

Ich empfehle diese Technik besonders Menschen, die an nervösen Störungen und nervlichem Kollaps leiden, was zu Selbstmordversuchen und allen möglichen Arten der Lebensflucht führen kann. Auch dann, wenn die Gedanken sehr ruhelos und verwirrt sind, wenn man sich nicht eine einzige Sekunde konzentrieren kann, ist diese Übung sehr wirkungsvoll.

Sollte das noch keine Besserung bringen, kann man Vajroli Mudra anschließen. Hier konzentriert man sich auf den Unterbauch, bzw. auf die Basis des Urogenital Bereichs und zieht diesen Teil sehr langsam nach innen und nach oben. Man zieht die Blase und die Nieren als Ganzes nach oben und entspannt dann langsam. Das macht man fünfundzwanzigmal.

Bei ernsthaften körperlichen, mentalen oder emotionalen Störungen, die durch sexuelle Neurosen oder durch Hormonprobleme verursacht wurden, z.B. durch Blockaden in der Hormonausscheidung, sind diese speziellen Kriya Übung sehr hilfreich.

Die außerordentliche Wirkung ist folgendermaßen zu erklären: die Hypophyse, die in Yoga vom Sahasrara Chakra, dem tausendblättrigen Lotos, symbolisiert wird, steht in direkter Verbindung mit den Funktionen des Urogenital Bereichs, den Nieren und den Geschlechtsorganen. Der hintere Lappen der Hypophyse produziert zwei Arten von Hormon Gruppen, und durch diese Kriya Übung kontrolliert man nicht nur diese bestimmten Organe im Unterleib, sondern man reguliert ebenfalls die Hormonausschüttung im Gehirn.

Für wen ist Kriya Yoga geeignet?

Es ist nichts Geheimnisvolles um Kriya Yoga. Ich könnte die ganze Nacht darüber sprechen, aber eine Nacht ist nicht genug. Ich brauche mindestens sieben Tage, und deshalb kann ich dieses Mal nicht in die Übungen einführen.

Gerüchte gehen um, dass Kriya Yoga etwas sehr Geheim­nisvolles ist, was die Meister nicht preisgeben wollen, oder dass nur Schüler werden kann, wer auserwählt und qualifiziert ist. Aber das ist ein Mythos. Es ist auch nicht korrekt, dass Kriya Yoga für Menschen, die im weltlichen Leben ste­hen, für Verheiratete, die nicht in Brahmacharya, im sogenannten Zölibat oder in Enthaltsamkeit leben, ungeeignet ist. Wenn dem so wäre, möchte ich behaupten, dass nicht in Däne­mark und nirgends auf der Welt Menschen für Kriya Yo­ga qualifiziert sind.

Ich bin davon überzeugt, dass das Zölibat keinerlei Verbin­dung zum sexuellen Leben hat. Brahmacharya be­deutet viel­mehr, dass die höchste Lebenskraft nicht im Genital­be­reich, sondern im Gehirn konserviert wird. In der hinteren Hypo­physe wird ein Hormon produziert und in die Hoden oder Eierstöcke getragen, und dadurch entsteht das, was wir als Ehe- oder Sexualleben bezeichnen.

Es ist also der Vorgang im Gehirn, der die entscheidende Bedeutung hat, und nicht das, was durch den Geschlechtsakt verloren geht. Weder Brahmacharya noch irgendwelche Philosophien vermögen diese Hormone im Gehirn zu halten. Das ist einzig und allein durch Konzentration oder Meditation oder durch die sehr wirkungsvollen Bewegungen, in denen die Lebenskraft durch Kriya Yoga wachgerufen wird, möglich.

Kriya Yoga und alle anderen Yogaformen sind für alle Menschen geeignet, die vorbereitet sind, ob nun verheiratet oder unverheiratet. Der Irrglaube, Kriya Yoga ließe sich mit dem Eheleben nicht vereinbaren, wird eindeutig in den alten tantrischen Weisheitsbüchern widerlegt: ‚Wer immer sich danach sehnt, die große Shakti Kraft in sich zu erwecken, ist qualifiziert für die Einweihung in Kriya Yoga, gleich ob verheiratet oder unverheiratet.‘

Ich habe viele Jahre lang Konzentration und Meditation gelehrt, auch Kriya Yoga, und konnte feststellen, dass sich diese Methoden sehr voneinander unterscheiden. Nach fünf Minuten der Konzentration und Meditation werden die Menschen unruhig, sie müssen sich kratzen oder sich bewegen und werden müde.

In Kriya Yoga ist das anders, denn ich fordere dazu auf, die Augen nicht zu schließen, sich nicht zu konzentrieren, sich zu bewegen, wenn es gewünscht ist. Man wird es kaum glauben, aber jetzt schließen die Menschen nach einigen Minuten ihre Augen und wollen in die Meditation hinein, und ich muss sie dort wieder herausholen. Es unterscheidet sich vollkommen von einem Start mit Konzentration.

Die Wahrnehmung wird in ganz bestimmter Weise hin- und herbewegt, und ich fordere auf, die Augen während der ganzen Übung offenzuhalten, ganz sicher sind sie aber nach einer viertel Stunde geschlossen. Wenn ich nun frage, was das soll, kommt als Antwort: "Swamiji, ich möchte so gerne meditieren, ich kann mit dem Kriya nicht weitermachen, es ist unmöglich." Ich werde sagen: "Nein, bitte lass deine Augen geöffnet und beginne nicht mit der Meditation. Bleibe außen, gehe nicht nach innen!" Aber das wird nur den Wunsch verstärken, die Augen zu schließen und nach innen zu gehen. Hat man jemals von so einer Meditationslehre gehört, wo der Schüler sich nach innen bewegen will, obwohl der Meister ihn außen halten will?

Kriya Übungen sind ungezwungen und leicht, nicht sehr systematisch und nicht tierisch ernst. Man zwingt seinen Körper in keiner Weise. Kriyas macht man ebenso beiläufig, wie du dich mit deinem Sohn, deinem Mann oder mit deiner Frau unterhältst oder ein Buch liest. In dieser lässigen und entspannten Haltung beginnt man mit der Bewegung der Wahrnehmung.

Was bewirkt Kriya Yoga?

Mit dem, was ich jetzt sage, will ich keine Werbung für LSD machen, ich bitte mich nicht falsch zu verstehen. Diejenigen, die Erfahrungen mit LSD haben und Kriya Yoga üben, sagen am Ende der Kriya Übungen, dass sie einen guten Trip gehabt haben. Der große Unterschied liegt darin, dass man in Kriya Yoga vollständige Kontrolle hat, und das ist bei einem LSD-Trip nicht der Fall. Geradeso, wie die Astronauten vom Mond zurückgebracht wurden, so lässt sich das Bewusstsein jederzeit von der höchsten Ebene zur ganz normalen Arbeit zurückbringen.

In Kriya werden die Bindungen an Raum und Zeit überschritten, aber nicht die Wahrnehmung. Man verliert sich nicht in der sogenannten unbekannten und trügerischen Ewigkeit, man bleibt mit den Füßen fest auf dem Boden. Wenn da nicht eine bestimmte Arbeit wartet, wenn es keine Familienpflichten gibt und auch keine Pflichten im Beruf, dann ist es gut möglich, nach den Kriya Übungen problemlos zehn Stunden zu meditieren. Rufen einen jedoch Pflichten in Familie oder Beruf, dann kann man jederzeit ins alltägliche Leben zurückkommen. Das heißt, man hat den Trip vollkommen unter Kontrolle.

Die erste Berührung mit Kriya Yoga war wunderbar für mich, aber ich habe damals nicht geahnt, wie sehr die Menschen nach dieser Lehre hungern, und so habe ich Kriya Yoga auch lange Zeit nicht gelehrt. Es war eine wohlhabende, aber sehr unglückliche Dame, die mir die Augen öffnete. Sie war selbstmordgefährdet und bat mich um Hilfe durch Yoga. Ich bat sie, mich zu Zeiten zu besuchen, in denen ich Kriya Yoga praktizierte, sodass sie einfach einige Kriyas mitmachen konnte, so etwa fünfzehn bis zwanzig Minuten lang.

Das ist viele, viele Jahre her, und heute ist sie eine der glücklichsten Frauen, die ich jemals in meinem Leben gesehen habe. Sie ist nicht nur für sich selbst nützlich geworden, sondern für Tausende von Menschen, weil sie dem Allgemeinwohl dient. Das Geld, das sie früher in Clubs und anderen Ablenkungen vergeudet hat, gibt sie jetzt in sinnvolle Projekte. Ich bin davon überzeugt, dass diese große Veränderung und das Erwachen und die Wiederbelebung neuer Energien nur durch diese wenigen wirkungsvollen Kriyas, die sie in diesen zwei bis drei Monaten mit mir geübt hat, erreicht worden ist.

Wir sehen, dass es zwei verschiedene Wege gibt. Der eine Weg führt über die Konzentration und die Meditation in Samadhi, und dafür muss sich der Geist von den Sinneseindrücken zurückziehen. Wer mit diesem Yoga Weg keine Probleme hat, kann so weitermachen. Wer jedoch Schwierigkeiten hat, weil die Gedanken nicht zur Ruhe kommen und wie ein aufsässiges Kind mit einem spielen, für den ist es wirklich besser, sich dem anderen Weg zuzuwenden und somit jeglichen Kampf mit den Sinnen und dem Verstand auszuschließen. Dazu sind gar nicht viele Kriyas nötig, fünf oder höchstens zehn, um besser mit den rebellischen Gedanken umgehen zu können.

Als ich dieses Jahr in Paris war, wurde ein dreitägiger Kriya Kurs veranstaltet. Das hat eine solche Begeisterung ausgelöst, dass ich schon nach drei Monaten wiederkommen und viele hundert Menschen unterrichten sollte. Ich habe sie nach dem Grund gefragt, warum sie mich so schnell nach Paris zurückholen, und ihre Antwort lautete: "Kriya Yoga hat das Leben meines Onkels (Bruders, Ehemanns...) so überzeugend und wunderbar verändert, dass ich unbedingt Kriya Yoga lernen und die Wirkung an mir selbst erfahren möchte." Das war die Resonanz in Paris, wo ich zum ersten Mal Kriya Yoga außerhalb Indiens lehrte.

Wie kann Kriya Yoga erlernt werden?

Wer ernsthaft daran interessiert ist, Kriya Yoga zu lernen, kann sich mit Asanas und Pranayama, mit Hatha Yoga, einigen Mudras und Bandhas, sowie ein paar vorbereitenden Kriyas und Ajapa Japa vorbereiten, und das dauert etwa vier bis fünf Monate. Dann kann man einen qualifizierten Lehrer suchen, der Kurse gibt und in Kriya Yoga einweihen kann. Oder du lernst Kriya Yoga direkt in einem Ashram.

Es gibt keine Nahrungsvorschriften, und Glauben, Religion, Alter, Status oder mentale Verfassung sind keine Barriere, um Kriya Yoga zu lernen. Wer von dieser Yogaform überzeugt ist, sollte nicht zögern und sofort mit den Vorbereitungen beginnen.

Kriya Yoga ist Teil von Tantra, und über die Tantra Shastras werde ich morgen Abend sprechen. Diese Lehre wurde der Menschheit vor über sechstausend Jahren vermacht. Heute kommen wir ihr wieder näher und können mithilfe dieser ungeheuren Kraft den Spannungen, der Zwietracht und allen sozialen und mentalen Problemen begegnen. Durch Kriya Yoga kann sich unser Bewusstsein entfalten.

Auszug aus dem Buch Yoga – Weg zur inneren Freiheit, von Swami Satyananda Saraswati. Erhältlich im Ananda Verlag